Die Herren der Küste by Carrington Ashley

Die Herren der Küste by Carrington Ashley

Autor:Carrington, Ashley
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2013-12-31T16:00:00+00:00


8

Am nächsten Tag begann Kate, Grundstücke und Versicherungsansprüche aufzukaufen. Waldo versorgte sie mit allen notwendigen Informationen und fuhr sie oft auch mit seinem Wagen, den er in recht gutem Zustand zurückbekommen hatte, von einigen Kratzern und Rissen im Verdeck abgesehen, die zu reklamieren er sich nicht die Mühe gemacht hatte.

Das Automobil hatte sich in den Katastrophentagen bewährt und seine Überlegenheit über Pferdewagen bewiesen, was zahlreiche Zeitungsartikel und Depeschen von Armeeführung, Feuerwehr und Stadtverwaltung belegten. Man sprach schon davon, dass dieser Härtetest der jungen Autoindustrie einen ungeahnten Boom bescheren würde.

Zu ihrer Überraschung vermochte Kate in den folgenden Wochen fast alle ihre zweihundertzweiundachtzig Abschlüsse schnell und ohne Gefeilsche zu tätigen. Sie bot dreißig Prozent der Versicherungssumme und einigte sich mit dem Verkäufer meist auf vierzig Prozent. Es sprach sich schnell herum, dass sie sogenannte »hoffnungslose Versicherungsclaims« aufkaufte. Schon nach der ersten Woche kamen Leute, die verkaufen wollten, zu ihr. Die Glenvilles versuchten diesmal nicht, als Konkurrenten aufzutreten und ihr geschäftlich zu schaden. Vermutlich hatten sie im Augenblick genug eigene Probleme. Doch Kate wusste, dass sie früher oder später wieder auftauchen und ihr Schwierigkeiten bereiten würden.

Ihre gegenwärtige Unternehmung mochte nicht die moralischste sein, erwies sich aber als eine der lukrativsten. Leonard nahm nach den ersten Käufen sofort Kontakt mit den betreffenden Versicherungen auf, und die Reaktionen waren mehr als ermutigend. Es war, wie Waldo prophezeit hatte. Sowie die Gesellschaften von ihren örtlichen Schadensregulierern erfuhren, mit wem sie es zu tun hatten, vollzogen sie einen eleganten Schwenk in Richtung Verhandlungsbereitschaft.

Abzüge von der Auszahlungssumme nahmen alle Versicherer vor. Doch bei diesen scheinbar hoffnungslosen Policen einigte man sich unter dem Siegel der Verschwiegenheit auf einen Betrag, der sich zwischen fünfundsiebzig und fünfundneunzig Prozent bewegte. Die Hamburg-Bremen Company entzog sich als einzige deutsche Versicherung ihrer Zahlungsverpflichtung nicht, doch lag die Quote bei ihr nur bei fünfundsiebzig Prozent.

Kate erzielte im Schnitt einen Reingewinn von vierzig Prozent pro Police. Innerhalb weniger Wochen hatte sich die Bay City Homes & Land auf diese Weise weitere zweihundertzweiundachtzig gute bis erstklassige Stadtgrundstücke einverleibt und damit alle anderen Konkurrenten auf dem Immobilienmarkt überflügelt. Es war Kates fester Entschluss, auch ihre Filialen in Oakland, San José, Los Angeles, San Diego, Stockton, Sacramento zu den marktbeherrschenden am Ort zu machen – und neue Niederlassungen in anderen aufstrebenden Städten zu gründen.

Zuerst jedoch musste sie sich auf San Francisco konzentrieren. Die Kontrolle ihrer Filialen überließ sie vorübergehend Frederick Gordon, der längst nicht mehr die Bücher führte, sondern als Direktor die achtköpfige Buchhaltung kontrollierte und bei den Leitern der Niederlassungen wegen seiner Genauigkeit gefürchtet war.

»Mein Gott, wie ich diese Stadt liebe«, sagte Kate an einem warmen Nachmittag in Mai. Leonard hatte sie in einem nagelneuen, schwarz glänzenden Ford von Waldos Haus zu einer Spazierfahrt abgeholt.

»Na, im Augenblick sehe ich nicht viel Liebenswertes, es sei denn, man liebt Trümmerhaufen und ausgebrannte Hochhäuser«, meinte er spöttisch.

Die ganze Stadt sah wie ein verkohltes Schlachtfeld aus. Glücklicherweise hatte der Großteil der Hafenanlagen, lebenswichtig für San Francisco, die Katastrophe unbeschadet überstanden. Die Kais und Lagerhallen wurden jetzt mehr denn je gebraucht, trafen doch



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